Zur mobilen Version

Navigation einblenden

HOFFMANNS ERZÄHLUNGEN

BNN, Isabel Steppeler, 11.06.2019

Floris Visser bannt erneut in Karlsruhe mit einer fesselnden Deutung von „Hoffmanns Erzählungen“ . . .

Floris Visser ist ein Geschichtenerzähler. Vor zwei Jahren deutete der niederländische Opernregisseur bei den Händel-Festspielen in Karlsruhe die römische Mythologie rings um ein Liebchen des Göttervaters Jupiter für Händels Oratorium „Semele“ dahingehend um, dass man einen spannenden Machtkampf zwischen dem amerikanischen Präsidenten und der First Lady erlebte. Nun bietet Visser in seiner zweiten Produktion für das Karlsruher Haus abermals starke Erzählkraft. Mit neuen Mitteln beweist er seine Kreativität, wenn es darum geht, sowohl die Geschichte wie auch die Partitur einer Oper zu vermitteln. Das Premierenpublikum erlebt und umjubelt eine fesselnde Inszenierung von Jacques Offenbachs 1881 uraufgeführter Oper „Hoffmanns Erzählungen“. Man kann sich in seiner sensiblen Deutung beuteln vor Lachen, den Tränen nahe sein und überdies in der Musik suhlen, die sowohl der leichten Muse frönt wie auch von großer dramatischer Schlagkraft ist . . .

Der Karlsruher Dirigent Constantin Trinks entfaltet die schillernde Partitur als Gast am Pult der Badischen Staatskapelle vorzüglich und sängerfreundlich und weckt die schönste Gänsehaut mit der berühmten Barcarole. . . Auf die neue Operndirektorin Nicole Braunger ist Verlass, sie kann die richtigen Fäden ziehen . . .

Hauptfigur ist der Schriftsteller Hoffmann, hervorragend gesungen von dem Tenor Rodrigo Porras Garulo, der in drei Albträumen seine gescheiterten Liebschaften nacherlebt. Seine Muse legt im ersten Akt den roten Faden vor und schließt ihn im fünften zum Kreis. Sie will den Autor von seinem Liebesleid ablenken und ihm helfen, sich ganz auf die Literatur zu besinnen. Die Altistin Dilara Bastar singt die Muse wie auch die Hosenrolle mit ihrem so typischen dunklen und sinnigen Timbre. . .

Sophia Theodorides mimt vorzüglich die anthropomorphe Maschine Olympia und gibt mit blitzsauberen Koloraturen und verblüffend präzisen Intervallsprüngen ein famoses Debüt als neues Mitglied im Karlsruher Ensemble. . . Agnieszka Tomaszewska singt mit großer dramatischer Inbrunst die Rolle der zweiten Geliebten Antonia, einer sensiblen Künstlerin, die an einer mysteriösen Stimmkrankheit stirbt. So wie ihre Mutter, die Christina Niessen als affektierte Diva im Aufnahmestudio verkörpert. Barbara Dobrzanska ist genau die richtige mit ihrem leicht belegten, aber höchst sinnlichen Sopran für die verführerische und berechnende Femme fatale Giulietta im dritten Akt. Nicholas Brownlee mit seinem markanten Bariton (Lindorf, Coppelius, Mirakel und Dapertutto) Matthias Wohlbrecht (Andrès, Cochenille, Franz und Pitichinacchio) mit seinem schelmischen Charaktertenor sind ebenfalls bestens besetzt für die vier wiederkehrenden mephistophelischen Gestalten der Widersacher und der Diener. Edward Gaunnt (Luther) und Klaus Schneider (Spalanzani) ergänzen die Hauptcharaktere kongenial. Erneut ist das Publikum aus dem Häuschen dank Floris Visser, drum darf man gespannt sein, was der niederländische Regisseur im Dezember aus Mozarts „Don Giovanni“ macht. Hoffmanns Erzählungen sind der perfekte Cliffhanger.

Online Merker, Friedeon Rosén, 09.06.2019

Mit Floris Visser, Regie, und Constantin Trinks als Dirigenten hat sich Karlsruhe ein großartiges Gespann für die Neuinszenierung von J. Offenachs phantastischer Oper geholt. Der niederländische Regisseur, der schon sein eigenes Produktionskollektiv ‚Opera trionfo‘ leitete, und der bei den Händel-Festspielen ‚Semele‘ und an der Niederländischen Nationaloper Vivaldis ‚Juditha triumphans‘ mit großem Erfolg herausbrachte, ging diese Zusammenarbeit mit dem seit 2012 freischaffenden und jetzt in aller Welt v.a. Wagner dirigierenden Trinks ein. Dieser formt die oft heterogen anmutendende (viele Couples) Musik Offenbachs geradezu klassisch aus, alles erscheint wie aus einem Guß zusammengefügt, die schönem Melodien immer prächtig intoniert, seien sie nun die Solisten oder den Chor begleitend vorgetragen. Auch eine immense Detailarbeit läßt sich bei Trinks dahinter vermuten. Die Staatskapelle spielt dabei immer schwungvoll und teils mit großem Schmiß, die spannnend dramatischen Entwicklungen werden bestens agogisiert und dynamisch gestaltet. Hervorgehoben seien die dicht gewebten Harfen, die immer wieder ein hochromantisches Rauschen erzeugen. . .

Die jeweiligen Bösewichter bringt Nicholas Brownley einzigartig über die Rampe. So durchsichtig und verklart, aber wenn nötig, durchschlagend, hat man diese Dämonen selten gehört, und diesmal tatsächlich von einem Bariton interpretiert. Olympia wird von Sophia Theodorides, einer Koloratursängerin höchsten Grades gestaltet. Es zeigt sich, dass frau immer noch mehr aus diesen zwei Arien herauskitzeln kann. Theodirides hat auch den nötigen Stmmumfang (sicher bis zum f“‘) dazu, und besitzt unbändige Flexibilität in ihrem Stimmorgan. . . Die Muse /Niklaus wird in fescher Montur von Dilara Bastar ganz prominent gegeben. Mit schön ausschwingender Gesangslinie ihres wohllautenden Mezzosoprans versteht sie immer wieder die Aufmerksamkeit des Geliebten auf sich zu lenken. Dieser ist mit weich und samten grundiertem Timbre der Tenor Rodrigo Porras Garulo, der trotz seiner Trinkeskapaden immer belcantesc herüberkommt und dafür zurecht von den Damen, besonders der Muse angehimmelt wird. . .

Lesen Sie die komplette Kritik hier.

Deutschlandfunk, Ursula Böhmer, 10.06.2019

Am 20. Juni feiert die Musikwelt Jacques Offenbachs 200. Geburtstag. Das Badische Staatstheater Karlsruhe gratulierte vorab mit seinem Opern-Klassiker „Hoffmanns Erzählungen“ – erzählt von Opernregisseur Floris Visser und Dirigent Constantin Trinks.

Den Audiobeitrag können Sie sich hier anhören.

SWR 2, Ursula Böhmer, 11.06.2019

Das Badische Staatstheater Karlsruhe gratuliert Jacques Offenbach, der am 20. Juni 200 Jahre alt geworden wäre, mit einer Neuinszenierung der phantastischen Oper „Hoffmanns Erzählungen“. Von der Liebe enttäuscht, wandelt Hoffmann darin zwischen Fantasiewelten und Wirklichkeit – die Muse als ständigen Begleiter. Die Karlsruher Inszenierung von Floris Visser und dem Dirigenten Constantin Trinks ist in jeder Hinsicht fantastisch gelungen.

Den Audiobeitrag können Sie sich hier anhören.

Navigation einblenden